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Mehr Schutz fürs Meer?

Die neue Konvention der Vereinten Nationen über den Schutz der Biodiversität auf der Hohen See

Thema

Am Morgen des 3. März 2023 setzten Delegationen aus rd. 160 Staaten nach über 10 Jahren Verhandlung und 40-stündiger Finalrunde den Schlusspunkt unter ein neues Naturschutzabkommen. Von Umweltorganisationen, Industrie und Politik gespannt erwartet, soll es den größten und unzugänglichsten zusammenhängenden Lebensraum auf dem Planeten für die Nachwelt erhalten helfen: die Hohe See, also das Meer außerhalb staatlich kontrollierter Zonen.

Nach dem Vertragsbuchstaben geht es um ein vermeintliches Spezialproblem, nämlich die Erhaltung der Biodiversität in der Hohen See. Der Begriff bezeichnet zum einen die Artenvielfalt in einem Lebensraum. Er steht aber auch dafür, wie die verschiedenen Arten dabei zusammenwirken, dass ihr Habitat die notwendige ökologische „Leistung“ (Nahrung, Schutz, Fortpflanzungsumgebung) erbringen kann. Das aber kann nur funktionieren, wenn es von menschlichem Einfluss weitgehend ungestört geschieht. Und so sind die Regeln für die Einrichtung von Naturschutzgebieten im Meer einer der wesentlichen Bausteine des Abkommens.

Wenn auch viele wichtige Vorschläge auf der Strecke blieben, konnte man sich doch auf zwei weitere Bausteine einigen: die Pflicht, vor jedem Eingriff in die Meeresumwelt ein Verträglichkeitsgutachten zu erstellen und zu veröffentlichen, sowie Regeln für Entnahme und Umgang mit Genmaterial aus dem Meer.

Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über diese wesentlichen Vertragsinhalte, fragt aber z.B. auch kritisch,

  • wie „wasserdicht“ das neue Abkommen ist,
  • ob es die Pläne der Weltgemeinschaft fördert, bis 2030 30% des Planeten unter Naturschutz zu stellen, und
  • wie sich die Staaten die Überwachung der Einhaltung der Regeln vorstellen, und wie man Verstöße ahnden will.

Referent

Andreas Käde kam mit dem Seerecht erstmals in den 1980er Jahren in Kontakt. Nach 27 Jahren als Industriejurist stieg er zu dem Zeitpunkt wieder in die Materie ein, als erste Schritte kurz bevorstanden, mit dem Abbau von Mineralien vom Tiefseeboden zu beginnen (Stichwort: Manganknollen). Seither beteiligt er sich an der Diskussion über die Regeln für die künftige nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen (Schwerpunkt: Tiefseebergbau). Hierbei steht er zum einen im Kontakt mit der Meeresbodenbehörde ISA, zum anderen hält er Vorträge auf Kongressen, auf denen Umweltorganisationen, Industrie und Staatenvertreter über den besten Weg debattieren, Umwelt- und Wirtschaftsinteressen in diesem wenig erforschten Bereich unserer Meere in Einklang zu bringen.

Das Event ist beendet